Zukunft des Coachings: Trends, Chancen und Orientierung für Coaches in Deutschland

Der Coaching-Markt ist in Bewegung – und viele fragen sich: Lohnt es sich heute noch, Coach zu werden? Welche Formate setzen sich durch, wo gibt es wachsende Nachfrage und welche Qualifizierungen haben Zukunft?

 

Der Gedanke zu diesem Artikel ist mir im Nachgang eines Austausches in unserer Regionalgruppe OWL der Deutschen Gesellschaft für Coaching e.V. gekommen. Dort wurde die These aufgeworfen, dass Unternehmen in Deutschland deutlich weniger Geld in Coachings, Weiterbildung und anderen Formaten der Personalentwicklung investieren würden. Dem wollte ich mal nachgehen und versuchen, Datenmaterial dazu zu recherchieren. In diesem Beitrag fasse ich einige aktuelle Daten, Trends und Empfehlungen für Deutschland als Ergebnis meiner Recherche zusammen.

 

 

1. Marktentwicklung: stabil und wachsend

 

Aktuelle Studien belegen eindeutig: Unternehmen investieren mehr in Weiterbildung und Coaching, nicht weniger. Laut der IW-Weiterbildungserhebung 2022 boten 93 % der Unternehmen Weiterbildungen an – ein neuer Höchstwert. Der durchschnittliche Aufwand pro Mitarbeiter stieg auf 1.347 €, ein Plus von 9 % gegenüber 2019.[1]

 

Die Gesamtinvestitionen in Weiterbildung betrugen 2022 rund 46,4 Milliarden Euro – ein realer Zuwachs von 2,3 % gegenüber 2019.[2] Auch die Zeit, die Beschäftigte in Weiterbildung investieren, stieg auf durchschnittlich 20,3 Stunden pro Jahr. Der Nationale Bildungsbericht 2024 zeigt, dass 83 % der 18–70-Jährigen 2022 mindestens eine Weiterbildung absolvierten.[3] Damit ist Weiterbildung in der Breite der Gesellschaft etabliert, auch wenn non-formale Teilnahme stagniert. Auch die Zeit, die Beschäftigte in Weiterbildung investieren, stieg auf durchschnittlich 20,3 Stunden pro Jahr.

 

Für Coaching bedeutet das: Es ist nicht mehr ein Luxusgut, sondern ein strategisch verankertes Instrument der Personalentwicklung und fest etabliert. Die Nachfrage wächst seit Jahren stabil zwischen 5–10 % jährlich. Die 12. Lünendonk-Studie sieht gar ein Boomen des Weiterbildungsmarkts. Unternehmen investieren stärker, was den Bedarf an begleitendem Coaching stützt.[4]

 

Laut RAUEN Coaching-Marktanalyse 2024 erzielen Coaches mittlerweile 47 % ihres Einkommens direkt über Coaching – ein klarer Hinweis darauf, dass Coaching längst kein Nebenerwerb mehr ist.[5] Der wbmonitor 2022 weist ein moderates Wirtschaftsklima (+9) aus, zugleich aber gestiegenen Wettbewerbsdruck, insbesondere durch digitale, bundesweit agierende Anbieter. Das verdeutlicht: Coaching und Weiterbildung wachsen, aber der Markt wird dichter.[6]

 

  

2. Trends bei Coaching-Formaten

 

Analog vs. digital

 

Vor 2020 war Coaching fast ausschließlich face-to-face. Während der Pandemie stieg der Anteil von Online-Formaten sprunghaft an. Laut Rauen u.a. (2024) finden heute 53 % der Sitzungen in Präsenz und 45 % online statt. Digitale Formate bieten Flexibilität und Kostenvorteile, Präsenz bleibt aber wichtig für Aufbau von Vertrauen und Tiefgang. Der wbmonitor 2022 zeigt: Digitale Angebote sind bei Hochschulen/Akademien besonders stark nachgefragt, Präsenz bleibt aber im Markt relevant. Hybrid- und Mischformate gewinnen weiter an Boden.[7]

 

Einzelcoaches vs. Plattformen

 

Traditionell engagierten Firmen Coaches eher über individuelle Netzwerke oder Empfehlungen. Zunehmend setzen größere Unternehmen auf digitale Plattformen wie CoachHub oder Sharpist. Diese ermöglichen skalierbare Lösungen für ganze Mitarbeitergruppen, Matching durch Algorithmen und digitale Evaluation. Plattformen eröffnen dadurch neue Marktsegmente (z. B. für mittlere Führungsebenen), verdrängen aber erfahrene Einzelcoaches (bislang) nicht, vor allem nicht im Top-Management. Laut wbmonitor verschärfen digitale, bundesweite Anbieter allerdings den regionalen Wettbewerb. Coaches sollten sich daher klar differenzieren, z. B. über Nischen oder Branchenspezialisierungen.[8]

 

Neue Formate

 

Team- und Gruppencoaching: wächst, weil Organisationen agiler und komplexer werden. Teams nutzen Coaching häufiger zur Rollenklärung und Zusammenarbeit.

 

Managerial Coaching („Führungskraft als Coach“): Führungskräfte lernen Coaching-Techniken, um Mitarbeiterentwicklung direkt im Alltag zu fördern und zu „coachen“.

 

Blended Coaching: Kombination aus Live-Sessions, digitalen Lernmodulen und Peer-Coaching. Dies soll kontinuierliche Entwicklung ermöglichen, nicht nur punktuelle Interventionen.

 

Digitalisierung und KI-Assistenz: Online-Coaching hat sich mit und nach der Corona-Pandemie deutlich etabliert. Ebenso gewinnen hybride Formate (Präsenz & Online-Coaching) an Bedeutung. Erste Anwendungen unterstützen bei Dokumentation, Reflexionsfragen und Materialerstellung. Studien wie CEGOS/Integrata zeigen, dass **Future Skills** (KI, Datenkompetenz, New Work) aktuell die Weiterbildung prägen. Coaches, die diese Themen aufgreifen, sind für Unternehmen besonders attraktiv.[9]

 

Das Interesse an Resilienzthemen hat sich verdoppelt, während Konfliktmanagement weiterhin stabil bleibt. Ebenso gewinnen interne Coaching-Programme stark an Bedeutung, insbesondere bei Mittelstand und Konzernen.[10]

 

  

3. Zukünftiger Bedarf: Wo wächst der Markt?

 

Wachsende Märkte

 

Transformation, Digitalisierung und Fachkräftemangel fordern neue Führungsstile. Der Bedarf an Führungscoaching steigt.[11] Und laut der Coaching-Umfrage Deutschland 2025 sind 64 % der KlientInnen Führungskräfte, was die zentrale Rolle von Leadership-Themen belegt.[12]

 

Coaching in den Bereichen Resilienz- und Stress ist aufgrund hoher Krankheitsausfälle wegen psychischer Belastung weiterhin stark nachgefragt.[13]

 

Team- und Gruppencoaching sind notwendig für agile Arbeitsweisen und hybride Teams.

 

Weniger nachgefragt scheint allgemeines Life-Coaching zu sein aufgrund eines stark gesättigter Marktes mit vielen Anbietern. Bei der klassischen Karriereentwicklung wächst die Konkurrenz stark durch Tools mit KI, die zunehmend Bewerbungscoachings übernehmen.

 

  

4. Einstieg: Lohnt sich eine Coaching-Qualifizierung heute?

 

Ja – gerade jetzt!

 

Unternehmen sehen Coaching als strategische Investition, nicht als Kür. Die Nachfrage wird mittelfristig eher weiter steigen. Artop und wbmonitor verdeutlichen, dass Coaches ihr Coaching häufig mit Training und Organisationsentwicklung kombinieren.[14] Demnach empfiehlt sich, Coaching als Teil eines Portfolios zu sehen.

 

Der Markt ist zwar gut gefüllt, aber qualifizierte, spezialisierte Coaches sind gefragt. Wer sich klar positioniert und digitale Formate beherrscht, hat gute Chancen.

 

Meine klare Empfehlung: eine Qualifizierung bei anerkannten Coaching-Verbänden mit einem RTC-Zertifikat[15], z.B. bei der Deutschen Gesellschaft für Coaching e.V. (DGfC). Diese garantieren Qualität, erhöhen die Sichtbarkeit im Unternehmenskontext und bieten umfassende Möglichkeiten zum fachlichen Austausch.

 

Und – wie passend – Ihr könnt Euch auch direkt bei mir qualifizieren „Coaching und Führung – Qualifizierung zum/zur Coach nach den Standards der DGfC“. J

 



[1] Institut der Deutschen Weiterbildung (iwd) (2024): Immer mehr Weiterbildungen in Unternehmen. In: Internet (03.09.2025): https://www.iwd.de/artikel/immer-mehr-weiterbildungen-in-unternehmen-621359/?utm_source=chatgpt.com

[2] Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (iw) (2024); IW-Trends: IW-Weiterbildungserhebung 2023: Investitionsvolumen auf Höchststand. Köln.

[3] Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE) (o.J.) Trends und Perspektiven der Weiterbildung im nationalen Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2024“. In: Internet (08.09.2025): https://www.die-bonn.de/docs/2024_Nationaler_Bildungsbericht_Zentrale_Ergebnisse_EB.pdf

[4] Porat, Gudrun (2025): Markt für berufliche Weiterbildung boomt. In: Internet (16.09.2025): https://www.haufe.de/personal/neues-lernen/luenendonk-studie-markt-fuer-berufliche-weiterbildung-boomt_589614_642918.html

[5] Rauen, Christoph u.a. (2024): RAUEN Coaching-Marktanalyse 2024. Version vom 16.05.2024. In: Internet (03.09.2025): https://www.rauen.de/_res/2c612a3b7ce8259570ae30b0f1a1f767af6c6846/RAUEN%20Coaching-Marktanalyse%202024-05-16.pdf

[6] Echarti, Nicole u.a. (2023): Weiterbildungsmarkt im Wandel. Ergebnisse der wbmonitor-Umfrage 2022. Bonn.

[7] A.a.O.

[8] A.a.O.

[10] Vgl. Rauen u.a. 2024.

[11] Pentz, Wolfhart u.a. (2021): Coaching für Führungskräfte. Berlin.

[13] Hildebrandt, Susanne u.a. (2025): Gesundheitsreport 2025. Hamburg. Ebenso Rauen u.a. 2024.

 

 

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